Jonathan Bohlender

18.01.2025

Trendreport

Trends & Technologien: Die Zukunft der Mobilität

Die wichtigsten Entwicklungen, die Sie heute kennen sollten.

Es ist nicht immer leicht, den Überblick zu behalten, erst recht nicht, wenn es um die Zukunft der Mobilität geht. Neben Unsicherheiten im Umfeld der Branche, wie politische Instabilitäten oder immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse, gibt es auch innerhalb der Branche einen wahren Dschungel an Zukunftsthemen. Aufgrund der Komplexität, der Unsicherheit und der Vernetzung dieser Zukunftsthemen steht die Branche zweifellos vor einer volatilen Zukunft.

Wir bringen Licht ins Dunkel und klären im folgenden Blog, welche Entwicklungen für alle Unternehmen der Mobilitätsbranche in Zukunft von Bedeutung sein werden.

Robolution

Die sogenannte „Robolution“ - eine Kombination aus Robotik und Revolution - verändert die Mobilitätsbranche grundlegend. Gemeint ist damit der Durchbruch automatisierter und robotergestützter Technologien, die Prozesse effizienter, sicherer und nachhaltiger machen. Sie durchdringen zunehmend alle Bereiche der Branche und ermöglichen signifikante Optimierungen der Kostenstruktur und der operativen Leistungsfähigkeit. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz autonomer Roboter in den Warenlagern großer Logistikkonzerne wie Amazon oder DHL, die dank fortschrittlicher KI-Algorithmen in der Lage sind, Bestellungen in Rekordzeit zu kommissionieren. Ebenso setzen zahlreiche Start-ups und Unternehmen Lieferdrohnen ein, um die letzte Meile effizient und emissionsfrei zu gestalten, wie Tests in Ballungszentren wie Berlin oder Los Angeles zeigen. Diese Entwicklungen zeigen, wie Robolution bereits heute in der Praxis wirkt.

So übernehmen autonome Roboter in der Logistik bereits zentrale Aufgaben in Lagern und Distributionszentren. Sie beschleunigen die Kommissionierung, senken die Fehlerquote und ermöglichen einen durchgängig autonomen Betrieb, was die Betriebskosten drastisch senkt. Lieferroboter und Drohnen werden in Zukunft auch die Zustellung auf der letzten Meile, eine der kostenintensivsten Phasen der Lieferkette, verändern. Für Bus-, Bahn- und Taxiunternehmen eröffnen vor allem selbstfahrende Fahrzeuge im Zuge der Robolution neue Möglichkeiten. Autonome Flotten könnten nicht nur die Personalkosten senken, sondern durch eine in Echtzeit optimierte Routenplanung auch die Energieeffizienz und Pünktlichkeit erhöhen.

Darüber hinaus versprechen diese Technologien ein geringeres Unfallrisiko, weniger Ausfälle und die Möglichkeit, periphere Gebiete kostengünstig zu erschließen. Neben dem direkten Einsatz von Robotersystemen stehen Unternehmen auch vor der Herausforderung, diese in bestehende Infrastrukturen, Mobilitätslösungen und Unternehmensstrategien zu integrieren. So bieten sich insbesondere für große Mobilitätsanbieter und Verbünde die Möglichkeiten intelligenter Flotten- und Verkehrsmanagementsysteme. Sie können Verkehrsströme dynamisch steuern, Staus minimieren und Reisezeiten verkürzen.

Robolution ist nicht nur eine technologische Entwicklung, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Entscheider, die frühzeitig auf diesen Trend setzen, können ihre Marktposition nicht nur sichern, sondern langfristig ausbauen.

Nachhaltigkeit & Dekarbonisierung

Der Mobilitätssektor steht im Fokus politischer Initiativen zur Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit. Insbesondere in Deutschland wurden klare Ziele definiert, um das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität „Net-Zero 2045“ zu erreichen. Im Fokus stehen strenge Regularien und Förderprogramme der Bundesregierung, die sowohl Verkehrsträger als auch Betriebsprozesse betreffen. Für die Mobilitätsbranche ergeben sich daraus neue Chancen für Geschäftsmodelle, aber auch die Herausforderung, bestehende Prozesse anzupassen.

Neben der Anpassung an die aktuellen Regelungen stellt die Zukunft wie so oft die weitaus größere Herausforderung dar. Der Emissionshandel als zentrales Instrument des europäischen Klimaschutzes bezieht den Mobilitätssektor bisher nicht mit ein, ist aber bereits in Planung und soll laut Umweltbundesamt ab 2027 umgesetzt werden. Wie dieser erweiterte Emissionshandel genau aussehen wird, ist offen. Plausibel erscheint in naher Zukunft auch eine erneute Ausweitung der CSR-Berichtspflicht, also der Pflicht zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts.

Entscheider in der Mobilitätsbranche stehen vor der Herausforderung, diese regulatorischen Veränderungen frühzeitig in Strategien umzusetzen und gleichzeitig Innovationspotenziale in Bereichen wie Elektromobilität und vernetzte Systeme zu erschließen. Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung sind nicht nur politische Ziele, sondern wesentliche Treiber für langfristige Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit.

Veränderte Kundenpräferenzen

Flexibilität und personalisierte Dienstleistungen sind längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Die Mobilitätsbranche steht vor der Herausforderung, sich auf diese neuen Anforderungen einzustellen, gleichzeitig bieten sich Chancen zur Neugestaltung von Geschäftsmodellen:


  • On-Demand-Services: Kunden bevorzugen flexible und sofort verfügbare Mobilitätsangebote wie Ride-Hailing oder Carsharing.

  • Nachhaltigkeitsanspruch: Ein wachsender Teil der Kunden erwartet umweltfreundliche Lösungen und ist bereit, dafür höhere Preise zu zahlen.

  • Digitale Erlebnisse: Die nahtlose Integration von Mobilitätsdienstleistungen in digitale Plattformen wird zunehmend zum Standard.

Die Berücksichtigung dieser veränderten Kundenpräferenzen ist entscheidend, um im Wettbewerb zu bestehen und Kunden langfristig zu binden. Unternehmen müssen zudem strategische Ansätze entwickeln, die sowohl Flexibilität als auch Nachhaltigkeit priorisieren. Einer der wichtigsten Trends, der sich aus diesen neuen Kundenbedürfnissen ableitet, ist die Hyperpersonalisierung. Sie setzt genau dort an, wo Kunden immer individuellere und flexiblere Angebote erwarten.

Hyperpersonalisierung

Die Kundenerwartungen verändern sich stetig und Hyperpersonalisierung wird zum neuen Standard. Dank moderner Datenanalyse und KI-Technologien können Unternehmen personalisierte Erlebnisse schaffen, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Nutzers zugeschnitten sind. Technologien wie Recommendation Engines, die im E-Commerce bereits erfolgreich eingesetzt werden, können auch in der Mobilitätsbranche genutzt werden, um individuelle Vorschläge für Verkehrsmittel oder Routen zu unterbreiten. Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz von KI-gestützten CRM-Systemen (Customer Relationship Management) eine gezielte Kundenansprache und optimierte Serviceangebote.

In der Mobilitätsbranche bedeutet dies beispielsweise:


  • Individuelle Routenplanung: KI-gestützte Apps, die personalisierte Routen und Verkehrsmittel vorschlagen.

  • Personalisierte Dienstleistungen: Fahrten, die auf Basis des Nutzungsverhaltens und der Präferenzen angepasst werden, beispielsweise durch Fahrzeugauswahl oder Komfortoptionen.

  • Optimierte Kundenbindung: Automatisierte Systeme, die maßgeschneiderte Angebote, Rabatte oder Dienstleistungen bereitstellen.

Unternehmen, die frühzeitig in Hyperpersonalisierung investieren, können nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern sich auch von ihren Wettbewerbern abheben.

Der Einzug von KI in die Entscheidungsfindung

Die Integration von künstlicher Intelligenz in Entscheidungsprozesse oder sogar die vollständig autonome Entscheidungsfindung in abgegrenzten Systemen ist zweifellos ein Meilenstein in der Entwicklung von KI-Systemen, der die Mobilitätsbranche umwälzen wird. KI ermöglicht es bereits heute, riesige Datenmengen in kürzester Zeit zu analysieren, um Entscheidungsträgern genauere Einblicke in Markttrends, Kundenverhalten und Betriebsabläufe zu geben.

Eine solche Entscheidungsunterstützung ermöglicht Anwendungsszenarien, die von der Optimierung von Lieferketten bis hin zur Anpassung von Mobilitätsdienstleistungen an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer reichen.

Einen Schritt weiter könnte Künstliche Intelligenz gehen, die Daten innerhalb festgelegter Grenzen selbstständig analysiert und auf dieser Basis fundierte Entscheidungen trifft. Ein besonders wirksames Anwendungsfeld ist die Prognose von Nachfrage und Verkehrsströmen. KI-Systeme könnten historische Daten mit Echtzeitinformationen kombinieren, um Entscheidungen über den Ressourceneinsatz zu treffen, Kapazitätsengpässe zu vermeiden und die Effizienz zu maximieren. Ein weiterer Anwendungsfall wäre eine autonome KI, die für die Wartung von Fahrzeugen oder Maschinen zuständig ist. Der Algorithmus erkennt kritischen Wartungsbedarf, bevor es zu teuren Ausfällen kommt, und leitet entsprechende Maßnahmen ein.

Die Vorteile von KI als Entscheider oder Entscheidungshelfer reichen von reduzierten Kosten über erhöhte Kundenzufriedenheit bis hin zu flexibleren Prozessen und versprechen langfristig Wettbewerbsvorteile. Eine frühzeitige Adaption von KI als strategischer Operator etabliert datengetriebene Ansätze und ermöglicht Effizienzsteigerungen sowie eine agile Anpassung an volatile Marktbedingungen.

Disaster Resilience

Die Fähigkeit, schnell und effektiv auf unerwartete Krisen, Naturkatastrophen, Pandemien oder Cyberangriffe reagieren zu können, wird auch für den Mobilitätssektor immer entscheidender. Durch den Einsatz moderner Technologien und entsprechender strategischer Ansätze können Unternehmen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber solchen Ereignissen deutlich erhöhen und Ausfälle sowie finanzielle Risiken reduzieren.

Eine vielversprechende Technologie ist auch hier die künstliche Intelligenz, die durch die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen Risiken frühzeitig erkennen und dynamische Reaktionspläne oder Empfehlungen erstellen kann. Solche auch als „Predictive Analytics“ bezeichneten Anwendungen könnten mit Wetterdaten, Verkehrsinformationen und Infrastrukturzuständen gefüttert werden, um drohende Ereignisse wie Überschwemmungen oder Staus zu erkennen und proaktive Maßnahmen einzuleiten.

Darüber hinaus könnten resiliente Verkehrsnetze und Verkehrsmanagementsysteme implementiert werden. Diese würden bei Störungen in Echtzeit Alternativrouten berechnen, um einen stabilen Güter- oder Personenverkehr zu gewährleisten. Durch die Kombination von KI und autonomen Fahrzeugen könnte zudem eine redundante Flotte aufgebaut werden, die beispielsweise im Falle einer Pandemie kritische Transporte übernehmen könnte.

Neben physischen Maßnahmen können auch digitale Technologien zur Erhöhung der Resilienz beitragen. Der Einsatz von Blockchain-Technologien ermöglicht sichere, belastbare und transparente Lieferketten. Sogenannte digitale Zwillinge, virtuelle Abbilder realer Systeme, dienen dazu, mögliche Störfälle zu simulieren und die Wirkung eingeleiteter Gegenmaßnahmen zu evaluieren.

Angesichts der aktuellen globalen Situation steht die Mobilitätsbranche vor der Herausforderung, Resilienz gegenüber einer Vielzahl potenzieller Störfälle als Kernkompetenz aufzubauen. Dies erfordert nicht nur technologische Investitionen, sondern auch eine Unternehmenskultur, die proaktive Planung und Agilität wertschätzt. Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen, sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile und leisten darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität.

Fazit

Die Mobilitätsbranche bewegt sich im Spannungsfeld von Technologie, Nachhaltigkeit und sich wandelnden Kundenbedürfnissen. Diese Dynamik erfordert ein ständiges Umdenken und proaktives Handeln. Sie bringt neben Vorteilen auch immense Herausforderungen in der Umsetzung und die Notwendigkeit von Entwicklungen aus anderen Branchen mit sich. Jedes Unternehmen wird von diesen Trends unterschiedlich betroffen sein, abhängig von individuellen Faktoren wie Größe, Marktposition, Geschäftsmodell oder vorhandener Infrastruktur. Um fundierte Entscheidungen und Handlungsempfehlungen ableiten zu können, bedarf es fundierter Analysen, die genau diese Faktoren berücksichtigen. Nur durch einen ganzheitlichen Ansatz, der technische, strategische und gesellschaftliche Dimensionen berücksichtigt, können Unternehmen die Chancen der Trends in konkreten Nutzen umsetzen und sich strategisch richtig positionieren.

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